DI Arch. Kinayeh Geiswinkler-Aziz
Architektin aus Leidenschaft | DI Arch. Kinayeh Geiswinkler-Aziz im Interview mit Silke Cubert
Silke Cubert: Sie sind in Bagdad geboren, haben an der TU Wien studiert – sind Ihre Entwürfe deshalb so erfolgreich, weil Sie die Einflüsse einer, für Mittel-europäerInnen, sehr geheimnisvollen Kultur in sich tragen?
Kinayeh Geiswinkler-Aziz: Nein, unsere Entwürfe sind von der klassischen Mo-derne beeinflusst – ich habe länger in Wien gelebt als im Orient. 15 Jahre in Bagdad und 3 Jahre im Iran haben kaum Einfluss auf unsere Zeichnungen und Entwürfe. Mit 18 Jahren kam ich nach Österreich – zu Beginn hatte ich Unterstützung von meiner Schwester, die bereits in Linz lebte, ebendort habe ich auch meinen ersten Deutsch-Kurs besucht. Kurze Zeit später habe ich an der TU Wien Architektur studiert und bin geblieben.
Wann und warum haben Sie sich für den Beruf der Architektin entschieden?
Seit meiner Schulzeit in Bagdad hat mich der Beruf der Architektin gereizt; dort lernte ich 2 sehr erfolgreiche Architektinnen kennen und mein Vater ist ebenfalls Architekt – es ist also ein lang gehegter Traum.
Als Absolventin der Fakultät für Architektur und Raumplanung haben Sie eine Bilder-buchkarriere hingelegt – welche Tipps möchten Sie jungen AbsolventInnen mit auf den Weg geben?
Aus meiner Sicht ist es völlig egal, was man macht – die Hauptsache ist, es ernst zu nehmen und Liebe dazu zu entwickeln. Erfolg hat vor allem auch mit Interesse und harter Arbeit zu tun.
Wie schaffen Sie es, als erfolgreiche Architektin, Unternehmerin, Vorstandsmitglied in der Architektenkammer, Vor-tragende an der TU Wien, sowie Mitglied der Gestaltungsbeiräte Niederösterreich und Linz, Ihre Work Life Balance aufrecht-zuerhalten?
Schaffe ich das wirklich? Ich habe keine Ahnung. (lacht) In meinem Alltag sind die Wege sehr kurz und effizient organisiert; so habe ich das Glück, Wohnung und Büro in einem sehr zentralen Stadthaus kon-zentriert zu haben.
Wie können sich unsere LeserInnen einen durchschnittlichen Tag in Ihrem Leben vorstellen?
Normalerweise bin ich um 9 Uhr im Büro, mittags nehme ich mir bewusst eine Auszeit und im Normalfall arbeite ich dann bis etwa 19 Uhr. In intensiven Zeiten kann es auch vorkommen, dass wir (mein Partner und Ehemann Markus und ich) open end arbeiten. Arbeit und Privates zu trennen fällt mir leicht, obwohl das Unternehmen untrennbar mit uns verwachsen ist. Wir sehen es wie unser eigenes Kind, über das wir natürlich auch in der Freizeit gerne sprechen.
Haben Sie abends – nach einem anstrengenden Tag – noch Lust auszugehen?
Natürlich! Man muss abschalten können. Ich gehe sehr gerne abends noch aus. Den ultimativ anstrengenden Tag gibt es für mich nicht, weil ich versuche, das zu tun, was ich gerne mache.
Quelle:
Bulletin | Das Magazin des TU Wien alumni club, Ausgabe Nr. 38, Dezember 2014, S. 15
Foto: Dieter Brasch